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Freitag,
13. August 2004: Der Abschied |
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Kaum
aus den Federn gekrochen und das letzte Zmorge im
Sahlenweidli genossen, hiess es für Familie
Zuppiger heute aufräumen. Die Räume wurden
gekehrt, das Geschirr abgewaschen und die Tiere
gepflegt. Es herrschte Aufbruchstimmung. Ein letztes
Mal das Zmittag gekocht, ein letztes Mal ein kurzes
Mittagsnickerchen eingelegt. Ein Abschied mit Wehmut.
Doch zuvor wurde die Familie Zuppiger noch einmal
gefordert. Am Nachmittag besuchten einige Medienschaffende
das Sahlenweidli, um vor Ort von den Zuppigers das
Fazit über die letzten drei Wochen zu erfahren.
Interviews statt Feldarbeit. Posieren statt Grasen.
Niklas und Quirin entpuppten sich dabei als ebenso
gewiefte Medienprofis wie ihre grosse Schwester
und ihre Eltern: Für eine private Fernsehstation
interviewte Niklas seinen älteren Bruder: «Was
wirst du vermissen, wenn du wieder zu Hause bist?
Auf was freust du dich am meisten?» Nur bei
der Frage «Wie gehst du nun mit deiner Berühmtheit
um?» musste Quirin seinem jüngerem Bruder
bei der Fragestellung soufflieren, da die an Quirin
gerichtete Frage von ihm selbst stammte... Schmunzeln
bei den umstehenden Medienleuten. Niklas erforschte
weiter die Schweizer Presselandschaft und blieb
schliesslich vor einem Fotografen stehen. Mit grossen
Augen betrachtete er die Digitalkamera: «Darf
ich mal fotografieren?» Nach einigen wenigen
Erklärungen machte Niklas seine ersten fotografischen
Versuche im und rund ums Sahlenweidli. Der wunderbar
hergerichtete Garten musste ebenso auf die digitale
Speicherkarte gebannt werden wie die Mitglieder
des Fernsehteams.
Um 19 Uhr stand die letzte Live-Schaltung mit Kathrin
Winzenried ins Sahlenweidli auf dem Programm. Während
der Sendung zogen sich die Zuppigers um. Zurück
in der Gegenwart verabschiedeten sie sich alsbald
von der Besitzerfamilie Schenk, ihren lieb gewonnenen
Tieren, dem Fernsehteam und ihrem ans Herz gewachsenen
Sahlenweidli. Für Anina ist klar, dass der
Abschied nur von kurzer Dauer sein wird. In den
Herbstferien darf sie bei der Familie Schenk Ferien
machen und dem Tierarzt Samuel Balmer für ein
paar Tage über die Schultern schauen. Auch
die anderen vier Zuppigers werden bestimmt wieder
an den Ort zurückkehren, wo sie knapp drei
Wochen wie zu Gotthelfs Zeiten lebten. An den idyllischen
Fleck Erde, namens Sahlenweidli – an der Gemeindegrenze
zwischen Röthenbach und Eggiwil. |
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Donnerstag,
12. August 2004: Getreideernte |
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Auch
am zweitletzten Tag ihres Aufenthaltes im Sahlenweidli
ging die Arbeit für die Familie Zuppiger nicht
aus. Heute musste das Getreidefeld neben dem Kartoffelacker
abgeerntet werden. Nach Ueli Heinigers Hilfe beim
Emden durften Josef, Mirta, Anina, Quirin und Niklas
heute auf die Unterstützung von einem erfahrenen
Knecht zählen. Der Luzerner SVP-Nationalrat
und Bauer Josef Kunz half nämlich für
einen Tag auf dem Sahlenweidli aus. Der Parlamentarier
weiss nicht nur, wie man auf dem Hof richtig zupackt,
sondern verfügt auch über einschlägige
Filmerfahrung. Im Dokumentarfilm «Mais im
Bundeshuus» von Jean-Stéphane Bron
über die hitzige «Gen-Lex»-Debatte
im Parlament war er einer der gefeierten Protagonisten.
Zu früher Morgenstunde, beim ersten Augenschein
auf dem Feld, meinte der Knecht zu seinem Meister:
«Da hats noch Tau auf den Ähren. Komm
Sepp, lass uns erst einen Kaffee nehmen!»
Das fing ja schon mal gut an mit der neuen Hilfskraft...
Und so sassen die beiden bald darauf in der gemütlichen
Stube beim Zmorge-Kaffee. Scheinbar mit sich, dem
Koffein-Getränk und der Umgebung zufrieden.
«Der erste Eindruck von einer Bäuerin
ergibt sich daraus, ob der Kaffee genügend
heiss ist», meinte Knecht Josef Kunz ironisch.
Und gab damit Mirta zu verstehen, dass sie ihre
Arbeit in den letzten knapp drei Wochen bravourös
gemeistert hat. Kaum war das «Kacheli»
leer getrunken, gings dann auch an die Arbeit. Zusammen
mit Josef und Anina mähte Josef Kunz das Feld
mit Sommerweizen und -gerste innert einer Stunde
ab. Sie schnürten das Getreide zu Garben und
türmten diese anschliessend zu sogenannten
«Puppen» auf.
Dass der Knecht mit allen Wassern seiner Zunft gewaschen
ist, zeigte der arbeitssame Tagelöhner kurz
nach Mittag: Josef Kunz hatte nicht nur heimlich
eine Flasche «Bätziwasser» ins
Sahlenweidli geschmuggelt, sondern auch noch gleich
ein Schwyzerörgeli mitgenommen. Auf diesem
spielte er ein paar lüpfige Tänzchen –
dies waren die ersten musikalischen Momente für
die Familie Zuppiger seit dem Einzug ins Sahlenweidli
vor fast drei Wochen. Dementsprechend gross war
bei den Sahlenweidli-Bewohnern die Freude über
die Darbietung. So gross, dass auch ein Huhn den
ungewohnten Klängen lauschte und im Takt mitgackerte.
Am späteren Nachmittag hiess es auf dem Heuboden
beim Dreschen nochmals tüchtig zupacken. Kaum
legte der Abend seinen dunklen Schleier über
den idyllischen Ort krochen die drei Kinder und
Josef und Mirta in ihre Better für die letzte
Nacht im Sahlenweidli. Noch einmal schlafen, dann
ist für Familie Zuppiger das dreiwöchige
Abenteuer zu Ende. |
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Mittwoch,
11. August 2004: Josef stinkt's! |
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«Bschütte»
- Jauche auf der Wiese verteilen - das war die heutige
Aufgabe von Familie Zuppiger. Vor allem Josef wehrte
sich anfänglich gegen diese unangenehme Arbeit:
«Das stinkt fürchterlich!», sagte
er grimmig.
Doch es half alles nicht: die Tierfäkalien
ausschütten gehörte vor 150 Jahren genauso
zu den Aufgaben eines Bauern wie heute. Nachbarsbauer
Hans Schenk zeigte Josef Zuppiger wie er die schlecht
riechende Flüssigkeit über den Rasen ausschütten
muss. Und Josef schlug sich tapfer: geduldig verteilte
er fünf Schubkarren voller «Gülle»
vor dem Sahlenweidli. Die Kinder Anina, Quirin und
Niklas halfen ihm dabei. Zum Glück der Zuppigers
mussten sie nur die Jauche der Kühe ausschütten
- diejenige von den Schweinen hätte noch viel
übler gerochen.
Ansonsten hatten Josef, Mirta, Anina, Quirin und
Niklas heute einen relativ ruhigen Tag. Die Kinder
spielten erneut auf der Bühne im Heu und draussen
mit den jungen Wollschweinen. Alle müssen sie
das Bauernleben noch geniessen - in zwei Tagen ist
schon wieder Schluss mit dem «Leben wie zu
Gotthelfs Zeiten». Dann geht es zurück
in die Gegenwart und die Zivilisation. |
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Dienstag,
10. August 2004: Quirins Geburtstag |
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Im
Sahlenweidli wurde heute Geburtstag gefeiert: Quirin
ist 11 Jahre alt geworden. Gleich zum Frühstück
wartete die erste Überraschung - Anina hat
für ihren Bruder extra Waffeln gemacht - die
Lieblingsspeise von Quirin im Sahlenweidli. Mitessen
durfte trotzdem die ganze Familie.
Unter Tags liessen Sepp und Mirta ihren Kindern
Zeit zum Spielen. Für einmal musste heute nicht
viel gearbeitet werden. Am Geburtstag soll man schliesslich
auch Spass haben. Die Kinder spielten zum ersten
Mal auf der Heubühne und machten dort Verstecken
hinter den Strohballen.
Quirin und Niklas bauten nach dem Flugzeug und dem
U-Boot bereits zum dritten Mal etwas aus der heutigen
Zeit nach: zwei Handys. Ein Stück Holz mit
eingeschlagenem Nagel als Antenne musste reichen.
Nach dem feinen Frühstück wurde Quirin
auch zum Mittagessen kulinarisch verwöhnt:
es gab Pfannkuchen mit viel Zucker und das Geburtstagskind
sagte erfreut «Die sind ja noch besser als
zu Hause! Sehr gut!»
Die grösste Überraschung erwartete Quirin
aber am Abend in der Live-Sendung von «Schweiz
Aktuell». Der Fernsehmoderator und -koch Sven
Epiney brachte dem Geburtstagskind persönlich
einen Schokoladekuchen vorbei.
Quirins Lieblingskuchen aus Sven Epineys Kochsendung
«Al dente» - serviert vom Lieblingsmoderatoren
des 11-jährigen persönlich. Eine gelungene
Geburtstagsüberraschung.
Familie Zuppiger ass seit über zwei Wochen
das erste Mal wieder Schokolade. Darauf zeigte Quirin
seinem Idol Sven Epiney das Sahlenweidli. Nachdem
dieser das Schlafzimmer, die Küche und den
Garten begutachtet hatte verabschiedete er sich
wieder - den restlichen Schokoladenkuchen liess
er dort. Josef, Mirta, Anina, Quirin und Niklas
werden auch Morgen noch etwas für das süsse
Zünglein haben. |
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Montag,
9. August: Saubere Sache |
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Heute
wurde im Sahlenweidli ungehemmt und in aller Öffentlichkeit
dreckige Wäsche gewaschen. Nicht, dass sich
übers Wochenende die Tratschkultur im Sahlenweidli
ausgebreitet hätte. Nein, für ausgiebigen
Klatsch und Tratsch hätten die Zuppigers heute
weder die Zeit gefunden noch die Informationen dazu
gehabt. Denn seit zwei Wochen sind Josef, Mirta,
Anina, Quirin und Niklas im Sahlenweidli von der
Aussenwelt und dem Informationsstrom abgeschnitten.
Heute war grosser Waschtag angesagt. Nach dem Zmorge
bekam Familie Zuppiger Besuch von Lotti Zobrist
vom Freilichtmuseum Ballenberg - einem «richtigen
Oberländer Wöschwyb», wie sie sich
gleich selbst vorstellte. Bis der Haufen mit dreckiger
Wäsche gereinigt werden konnte, waren allerdings
aufwändige Vorbereitungen von nöten. Zuerst
musste die aus Buchenholz hergestellte Asche von
Quirin und Niklas gesiebt werden. Den Aschestaub
füllten Mirta und Lotti Zobrist in ein Stoffsäckchen
ab. In einem Waschhafen kochte derweil das Wasser
auf, das bald darauf in einen grossen Holzbottich
umgeschöpft wurde. Das Stoffsäckchen tauchten
die Frauen ins heisse Wasser – wie anno dazumals:
Statt Waschmittel sorgte eine Art Aschenlauge für
porentief reine Wäsche. Was heutzutage der
Schleudergang der Waschmaschine erledigt, bedeutete
für die Sahlenweidli-Bewohner harte Handarbeit.
Die eingeweichte Wäsche wurde mit Händen
geknetet, ausgewrungen und anschliessend über
ein Holzbrett geschlagen. Je nach Schmutzgrad der
Wäsche wurde der Vorgang zwischen zwei und
drei Mal wiederholt.
Um 1850 war der Waschtag ein seltenes Ereignis,
das höchstens zweimal im Jahr stattfand. Um
den grossen Aufwand für die Bauersfrauen einzuschränken,
taten sich die Frauen von mehreren Höfen zusammen
und bewältigten so zusammen den Waschtag. Waschfrauen
- im Volksmund als Waschweiber bekannt - reisten
von Hof zu Hof und unterstützten die Bauersfrauen
mit Rat und Tat bei der Arbeit.
Zurück zum Waschtag im Sahlenweidli: Die gewaschenen
Leintücher legten Mirta und Lotti Zobrist auf
dem Feld zum Trocknen und Bleichen aus. An der Wäscheleine
- vom Haus bis zur mächtigen Linde davor gespannt
- hängten Zuppigers die gewaschenen Stall-
und Arbeitskleider auf. Doch die Sonne mochte an
diesem Tag nicht so recht durch die Wolkendecke
scheinen. Nach dem von Josef zubereiteten Mittagessen
mit Speck- und Spiegelei-Röschti und Salat
ging die Arbeit mit Waschhafen und Aschenlauge bis
zum späten Nachmittag weiter.
Während sich die Sahlenweidli-Bewohner auf
die sauberen und bald trockenen Kleider freuten,
suhlte sich Wollschwein Linda zusammen mit ihren
Jungen sichtlich angetan in den Schlammlöchern
des Schweinegeheges unweit des Waschhafens entfernt.
Anina, Quirin und Niklas haben den süssen Schweinchen
übrigens Namen gegeben: Lara, Lou, Lucky, Lisa
und - Nemo. Nemo? «Ja, das kleinste haben
wir so getauft, weil wir den Namen schön finden
und Lemo doof klingt», begründete Anina
die etwas ungewöhnliche Namensgebung.
Bis am Abend mochten die Leintücher zwar nicht
richtig trocknen, aber immerhin waren die Nachthemder
nicht mehr nass. So mussten die Zuppigers zwar für
einmal ohne Oberleintuch nächtigen, dafür
rochen die frisch gewaschenen Nachthemden im wahrsten
Sinne des Wortes traumhaft. |
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Sonntag,
8. August 2004: Post für Familie Zuppiger |
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Heute
vor genau zwei Wochen ist die Familie Zuppiger im
Sahlenweidli eingezogen. Dort leben sie seither
nicht nur ohne fliessend Wasser und Strom, sondern
auch ohne Post. Zu Gotthelfs Zeiten kam der Postbote
noch nicht jeden Tag und seine Ankunft war jeweils
ein besonderes Ereignis.
Heute haben Sepp, Mirta, Anina, Quirin und Niklas
nun Post bekommen. «Schweiz Aktuell»
brachte der Familie rund 30 Umschläge. Zum
Vorschein kamen neben den meist sehr positiven Briefen
verschiedene Fotos von Freunden und den Kaninchen
von Zuppigers. Die Fünf freuten sich sehr und
werden die Briefe wohl noch einige Male lesen in
den nächsten Tagen.
Neben den gewohnten Stallarbeiten wurde im Sahlenweidli
heute noch das Emd eingeholt - es war endlich trocken.
Ansonsten war es ein eher ruhiger Sonntag für
die Familie Zuppiger: Die Kinder hatten Zeit zu
spielen und bauten mit Hilfe von Vater Sepp ein
U-Boot aus Holz. Nach dem Flugzeug von letzter Woche
ist nun also schon das zweite moderne Verkehrsmittel
im Sahlenweidli vorhanden.
Weniger ruhig als im Sahlenweidli selbst zeigte
sich die Situation rund ums Gotthelf-Haus: es wurde
ein neuer Besucherrekord verzeichnet. Knapp 500
Besucherinnen und Besucher wollten der Familie Zuppiger
live bei der Arbeit zusehen und pilgerten zum Sahlenweidli.
Mit Feldstechern um den Hals und Fotoapparat in
der Hand stiegen sie zur «Paparazzi-Kurve»
hinauf und beobachteten das Geschehen von oben.
Beim Lesen der Briefe konnten die Fans Sepp, Mirta,
Anina, Quirin und Niklas leider nicht beobachten
- die Umschläge wurden im Haus geöffnet. |
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Samstag,
7. August 2004: Der Festschmaus |
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Um
sich die Sonntagsruhe zu verdienen, packte Familie
Zuppiger heute auf dem Sahlenweidli nochmals kräftig
zu. Vater Josef richtete am Vormittag das Brennholz,
das am Montag für den grossen Waschtag benötigt
wird. Anina und Mirta arbeiteten auf dem Acker und
ernteten die Kartoffeln, um der sich rasch ausbreitenden
Krautfäule zuvorzukommen.
Im Hause Zuppiger ist es Usus, dass jeweils samstags
und sonntags Josef am heimischen Herd steht. Mit
dieser Tradition wurde auch im Sahlenweidli nicht
gebrochen. Und so bereitete Josef schon kurz nach
Mittag das tags zuvor geschlachtete Huhn für
das Abendessen zu. Zusammen mit Mirta kreierte er
aus Mehl, Wein und Kräutern aus dem Garten
eine schmackhafte Sauce.
Nach fast fünf Stunden Kochzeit war es dann
soweit: Das Poulet konnte gekostet werden. Statt
Kartoffeln gabs als Beilage für einmal Reis
und Gemüse. Ein wahrlich opulentes Mahl stand
da auf dem Tisch der Familie Zuppiger. Doch: Anina
und Mirta überliessen das gekochte Huhn den
männlichen Familienmitgliedern. Quirin schmeckte
das Poulet nach anfänglichem Zögern vorzüglich.
Josef empfing Lob für seine Kochkünste.
Einzig Niklas wusste nicht so recht, was er wollte:
Die seit gestern anhaltende Begeisterung über
das aufwändig zubereitete Hühnchen legte
sich mit zunehmender Dauer des Abendessens. «Das
Fleisch ist zäh», meinte Zuppigers Jüngster
nach ein paar Bissen und schob seinen Teller Josef
zu. Kurz nach dem Abendessen machte Niklas erneut
auf sich aufmerksam. Er klagte über Bauchschmerzen.
Am Poulet kann es aber nicht gelegen haben, da bereits
am Vormittag Mutter Mirta die gleichen Symptome
verspürte.
Breitet sich im Sahlenweidli eine Magen-Darm-Grippe
aus? Mehr dazu am Montag um 19.00 Uhr in der Sendung
«Schweiz aktuell» auf SF1. |
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Freitag,
6. August 2004: Schlachttag |
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Es
gibt frisches Fleisch im Sahlenweidli. Hühnerfleisch.
Eine willkommene Erweiterung der Nahrungsvorräte,
die zuerst verdient werden musste.
Heute Morgen, kurz nach acht Uhr, kamen die Nachbarsbauern
Schenk ins Sahlenweidli um ein Huhn zu schlachten.
Bei der Schlachtung selbst wollte niemand von der
Familie Zuppiger zuschauen und auch beim Rupfen
des Huhns wagte sich nur Sepp in die Nähe.
Mirta machte mit den drei Kindern einen Waldspaziergang
- weg vom Ort des Geschehens.
Nachdem die Nachbarsbäuerin Helen Schenk die
ersten Federn gezupft hatte, wagte sich auch Sepp
an die Arbeit. Und als wenig später alles entfernt
war, begann die Bäuerin mit dem Ausnehmen des
toten Tiers. Sepp wurde skeptischer, hielt das Huhn
aber fest und schaute tapfer zu, wie die Innereien
langsam entfernt wurden.
Mitten in der Arbeit kam die restliche Familie von
ihrem Spaziergang nach Hause. Während Mirta,
Anina und Quirin einen weiten Bogen um das Geschehnis
machten, war Niklas’ Neugierde zu gross: Er wollte
genauer sehen, was mit dem Huhn geschieht und eilte
zu Sepp. Bei allem was aus dem Körper des Tiers
zum Vorschein erkundigte sich Niklas: «Papi,
was isch das do? » Keine Anzeichen von Ekel
beim 5-jährigen.
Am Abend zuvor hatte sich die ganze Familie Zuppiger
gegen die Schlachtung eines Schweins ausgesprochen
- ein Huhn jedoch konnten sie vertreten. Zu Gotthelfs
Zeiten mussten schliesslich auch Tiere geschlachtet
werden. Philippe Ammann von der Stiftung «Pro
Specie Rara» erklärt: «Nutztiere
sind entstanden weil man sie genutzt hat, nicht
weil sie schön zum Anschauen waren. Jedes Tier
gab seinen Beitrag ans Überleben einer Familie.
» Wenn ein Huhn keine Eier mehr legte oder
eine Kuh keine Milch mehr gab, musste das Tier geschlachtet
werden. «Pro Specie Rara» unterstützt
die Schlachtung der Zuchttiere: «Je mehr die
Produkte dieser Tiere genutzt werden, desto eher
kann ihre Rasse erhalten bleiben», sagt Philippe
Ammann.
Am Wochenende soll das Huhn gegessen werden. Wer
von der Familie Zuppiger davon probieren wird ist
allerdings noch unklar. Anina ganz bestimmt nicht:
sie ist Vegetarierin. |
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Donnerstag, 5. August 2004: Der Brief |
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Tagtäglich
bringt Werner Liechti, Postbote von Röthenbach,
Fanpost ins Sahlenweidli. Da aber die Briefzustellung
zur Mitte des 19. Jahrhunderts ein seltenes Ereignis
war, werden die Postsendungen erst nach dem Projektende
an Familie Zuppiger übergeben. Der Infostand
von SF DRS im Sahlenweidli wird so zur temporären
Postumschlagsstelle.
Trotzdem hat heute morgen ein altertümlich
gewandeter Eilbote mit einem Brief den Weg zur Familie
Zuppiger gefunden. Wortkarg übergab er das
versiegelte Schriftstück und zog von dannen.
Der Brief war an Josef Zuppiger adressiert. Nach
dem Aufbrechen des Siegels und einem ersten Leseversuch
das grosse Staunen: Lediglich einzelne Wortfetzen
waren lesbar, so etwa der Begriff «Zins».
Der in altdeutscher Schrift geschriebene Brief stellte
die Familie vor grosse Rätsel - selbst die
Fernsehmacher wussten nicht, was es mit dem Schriftstück
auf sich hat. Sicher ist derzeit lediglich, dass
der Eilbote aus Röthenbach kommt. Fordert die
Gemeinde eine Steuer für Zuppigers dreiwöchigen
Aufenthalt im Sahlenweidli ein?
«Wir haben hier ja gar kein Geld», meinte
Quirin unbesorgt. Josef begutachtete skeptisch die
gut leserliche Datierung des Schriftstückes
und meint lachend: «Da steht 28. Juli 1854
drauf. Wir leben aber um 1848. Dann warten wir halt
noch sechs Jahre mit dem Beantworten des Briefes.»
Mirta plagten derweil andere Sorgen: «Was
machen wir nur mit den vielen Kartoffeln?»
Am Nachmittag mussten die Zuppigers die von der
Krautfäule betroffenen Kartoffeln ernten. Das
Problem auf dem Kartoffelacker scheint gelöst,
nur der ominöse Brief wird die Zuppigers wohl
noch weiter beschäftigen. |
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Mittwoch,
4. August 2004: Hefebrot, Beeren und Pfannkuchen |
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Es
ist Halbzeit für Familie Zuppigers «Leben
wie zu Gotthelfs Zeiten» im Sahlenweidli.
Weil das Brotbacken mit Sauerteig bisher noch nicht
gut geklappt hat, fand heute ein Tauschhandel mit
den Nachbarn statt: Zuppigers tauschten zwei Teller
von ihrem Frischkäse gegen einen Würfel
Hefe von Grossmutter Schenk. Mit der Hefe konnte
die Gotthelf-Familie heute Abend erstmals seit zehn
Tagen gutes Brot backen - Brot wie sie es sich von
zu Hause aus gewohnt sind. Die Fünf werden
jeden Bissen doppelt und dreifach geniessen.
Nach dem erfolgreichen Tauschhandel machten sich
die Anina und Quirin zusammen mit Hund Harley auf
Beerensuche. Die beiden Zuppiger-Kinder mussten
rund 45 Minuten marschieren, bevor sie die «Chapf-Nase»
erreichten - ein bekannter Ort für Johanisbeer-Freunde.
Obwohl nicht mehr allzu viele der blauen Beeren
vorhanden waren, kehrten Anina und Quirin mit zwei
Körbchen voll nach Hause. Die beiden hatten
sichtlich Freude an der Suche und genossen den Ausflug
für einmal weg vom Hof.
Zum Mittagessen verköstigte Sepp seine Familie
mit Pfannkuchen und Gemüsefüllung. Eine
willkommene Abwechslung zu den sonst täglichen
Kartoffelgerichten. Die Rezepte im Sahlenweidli
werden immer kreativer. Zum Abendessen genossen
Sepp, Mirta, Anina, Quirin und Niklas die restlichen
Pfannkuchen, gefüllt mit den selbst gepflückten
Johannisbeeren und Zucker. |
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Dienstag,
3. August 2004: Ueli der Knecht |
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Familie Zuppiger durfte
heute die Arbeitskraft eines Taglöhners in
Anspruch nehmen. Der in Langnau aufgewachsene Fernsehmoderator
Ueli Heiniger ging den Zuppigers für einen
Tag beim Emden zur Hand. Allerdings nicht wie abends
zuvor angekündigt im Mexiko-Shirt, sondern
in authentischer Knechten-Kleidung mit verrissener
Hose, Hemd, Gilet und mit einem am Hosenbund befestigten
Wetzsteinfass. Statt wie üblich am Dienstagabend
stand der Emmentaler Fernsehmacher für einmal
am frühen Dienstagmorgen vor den Kameras. Für
tiefsinnige Gespräche und unterhaltende Diskussionen
blieb heute morgen allerdings keine Zeit; der Moderator
vom «Zischtigsclub» musste bereits kurz
nach 6 Uhr anpacken.
Zusammen mit Josef machte sich Ueli der Knecht mit
der Sense ans Mähen der Wiese hinter der Viehweide.
Weder die Nachwehen der Feierlichkeiten zu seinem
60. Geburtstag vor vier Tagen noch das abends zuvor
genossene und schwer im Magen liegende Riesen-Meringue
konnten dem arbeitssamen Knecht etwas anhaben. Innert
weniger Stunden war das Gras gemäht und mit
der Heugabel zum Trocknen verteilt. «Ich bin
sehr zufrieden mit unserem Knecht», meinte
Josef Zuppiger nach dem arbeitsreichen Tag. «Ueli
hat beim Mähen ein horrendes Tempo vorgelegt.»
Und fügte lachend an: «Beim Zusammenrechen
wird sich dann zeigen, ob Ueli sorgfältig oder
einfach nur schnell gemäht hat...» Ueli
Heiniger - der intellektuelle Knecht - hatte für
seinen temporeichen Einsatz eine einleuchtende Erklärung
parat: «Am frühen Morgen war das Gras
noch nass und das Mähen fiel daher leicht.
Gegen Mittag wurde es dann schon mühsamer.»
«Du Sepp», so Ueli Heiniger in einer
kurzen Arbeitspause. «Jetzt müssen wir
noch über meinen Lohn sprechen...» Darauf
Josef Zuppiger ironisch: «Kost und Logis -
mehr liegt nicht drin. Die Kost hattest du ja bereits
heute morgen. Und falls du noch ein paar Tage länger
hier bleiben möchtest, bieten wir dir gerne
auch Logis. Aber darüber musst du mit Mirta
verhandeln. Sie ist unsere Schatzmeisterin.»
Kurz vor Mittag hat ein heftiges Gewitter mit leichtem
Hagelschauer das trocknende Gras in Mitleidenschaft
gezogen. Kann das Emd trotzdem trocken eingebracht
werden? Bleibt Ueli der Knecht ungeachtet von seinem
kargen Lohn noch einen Tag länger?
Mehr dazu am Mittwoch um 19.00 Uhr in der Sendung
«Schweiz aktuell» auf SF1. |
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Montag,
2. August 2004: Eine Woche «Leben wie
zu Gotthelfs Zeiten» |
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Seit acht Tagen und
acht Nächten leben Sepp, Mirta, Anina, Quirin
und Niklas nun bereits im Sahlenweidli. Die erste
Woche stellte die Familie vor einige Probleme: guten
Kaffee zu rösten war nicht einfach, das frühe
Aufstehen mühsam und eine Kuh konnte wegen
dem verletzten Euter nicht richtig gemolken werden.
Doch die Probleme der ersten Tage meisterten die
Fünf gut und inzwischen hat sich alles ein
bisschen eingependelt im Sahlenweidli. Die Kuh ist
wieder gesund, das Grasmähen fällt weniger
schwer und das Kochen wird von Tag zu Tag einfacher.
Harley geht dank Aninas Kontrolle nicht mehr ständig
auf Wanderschaft und die Hühner legen täglich
brav ihre Eier. Nur die Wollschweine sind noch nicht
gebändigt: Es vergeht kaum ein Tag an dem sie
nicht ein Loch unter dem Zaun durchbuddeln und ausreissen.
Doch auch solche Vorfälle bringen die Zuppigers
nicht aus der Ruhe - noch immer waren am Abend alle
Schweine zurück im Stall. Sepp, Mirta, Anina,
Quirin und Niklas haben nach einem Drittel «Leben
wie zu Gotthelfs Zeiten» alles im Griff -
Alltag ist jedoch noch lange nicht eingekehrt im
Sahlenweidli. |
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Sonntag,
1. August 2004: Der Kirchgang |
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Am Sonntag soll das
harte Tagwerk ruhen: Dies galt heute auch für
die Familie Zuppiger. Nach der Arbeit im Stall und
dem Zmorge mit frischem Sauerteigbrot gingen Josef
und Mirta mit den beiden Söhnen Quirin und
Niklas in die Kirche. Nur Anina fehlte beim Kirchgang:
Sie schaute im Sahlenweidli zum Rechten und kümmerte
sich um die Tiere.
Schon am Vorabend haben sich die Zuppigers auf den
sonntäglichen Ausflug vorbereitet. Die schönen
Kleider wurden aus dem Schrank geholt und neben
den Betten zurecht gelegt. Mit Kernseife befreiten
sie ihre Haare vom Geruch der Rauchküche, und
am Brunnen rasierte sich Josef mit dem Rasiermesser
wie nach alter Väter Sitte den spriessenden
Bart ab.
Mit einem Pferdegespann gings dann heute morgen
vom Sahlenweidli über den Kapf nach Würzbrunnen.
Nach einer knapp einstündigen Fahrt erreichten
Zuppigers die Kirche, die als Schauplatz verschiedener
Gotthelf-Verfilmungen berühmt wurde. Die wohl
bekannteste Szene stammt aus dem 1958 gedrehten
Film «Käserei in der Vehfreude»:
Ein übernächtigter Kirchgänger ruft
mitten in der Predigt schlafend in die Menge «Änneli,
Änneli... gib mer es Müntschi».
Pfarrer Herbert Held begrüsste in der 1495
erbauten Kirche neben der Gotthelf-Familie auch
eine Tauf-Festgemeinde zum 1. August-Gottesdienst.
Nach der von Zither-Musik umrahmten Predigt gabs
vor der schmucken Kirche einen Apéro, an
dem Familie Zuppiger erstmals seit ihrem Einzug
ins Sahlenweidli ein paar angereiste Verwandte traf.
Niklas - Zuppigers Jüngster - sammelte derweil
papierne 1. August-Fähnchen. Die vom Würzbrunnen
mitgebrachten Fähnchen werden im Sahlenweidli
wohl die einzigen Hinweise auf den heutigen Nationalfeiertag
gewesen sein. Denn zu Gotthelfs Zeiten gabs noch
keine Raketen und keine Zuckerstöcke.
Wie hat Familie Zuppiger den 1. August verbracht?
Mehr dazu am Montag um 19.00 Uhr in der Sendung
«Schweiz aktuell» auf SF1. |
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Samstag,
31. Juli 2004: Frisches Brot für Familie
Zuppiger |
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Das Brot aus der Vorratskammer
ist aufgebraucht und so musste Familie Zuppiger
heute frisches backen. Mirta hatte bereits am Donnerstagabend
den Sauerteig angesetzt, und Mehl ist seit dem Ausflug
in die Mühle ebenfalls genügend vorhanden.
Der Brotteig gelang dann auch ohne grössere
Probleme - das Einheizen des Ofens stellte sich
als schwieriger heraus. Ein Backofen mit Temperatur-Schalter,
wie es sich die Familie Zuppiger von zu Hause aus
gewohnt ist, wäre halt schon praktischer. Zum
Schluss gelang das Feuer dann aber doch noch und
die Brotlaibe konnten eingeschoben werden.
Fürs Erste haben sich Josef, Mirta, Anina,
Quirin und Niklas entschieden zwei Brote zu backen.
Die Zutaten hätten zwar für mehr gereicht
- die Familie wollte aber nichts riskieren und zuerst
einmal probieren, ob die Brote überhaupt geniessbar
sind.
Und sie sind tatsächlich essbar, die selbstgebackenen
Brote der Zuppigers. Im Gegensatz zum gewohnten
Brot schmeckte das Gebäck zwar eher säuerlich,
die Familie war aber positiv überrascht. Das
Frühstück für die nächsten Tage
ist also gesichert und Sauerteig blieb auch noch
übrig. Es kann also fleissig weiter gebacken
werden.
Trotzdem: das Herstellen der Brote war eine zeitaufwändige
und mühsame Angelegenheit. Die Zuppigers überlegen
sich deshalb in Zukunft öfters Fladenbrot zu
backen als die von zu Hause gewohnten Brotlaibe.
Denn: Fladenbrot ist schneller produziert und schmeckt
erst noch lecker. |
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Freitag,
30. Juli 2004: Besuch im Sahlenweidli |
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Der fünfte Tag
im Sahlenweidli verlief für Familie Zuppiger
relativ ruhig - es standen für einmal keine
Spezialaufgaben oder Ausflüge an. Dafür
hatte sich Besuch angekündigt: Ingrid Deltenre,
die Direktorin von SF DRS, wollte sich heute persönlich
nach dem Wohlbefinden der Fünf erkundigen.
Bei der Ankunft stachen der Fernsehdirektorin als
erstes die kleinen Wollschweine ins Auge: «Die
sind ja total süss», sagte sie und schaute
ihnen beim Bad im Dreck zu.
Nach einem Blick auf die Schweine und in den Stall
wurde Ingrid Deltenre von der Familie Zuppiger begrüsst.
Die Fernsehdirektorin begutachtete die Schuhe der
Familie, erkundigte sich nach dem Wohlbefinden von
Josef, Mirta, Anina, Quirin und Niklas und gratulierte
der Familie zu den bisherigen Leistungen. «Ich
finde die Sendung sehr interessant und schaue jeden
Abend zu», erzählte sie.
Nach einem kurzen Schwatz vor dem Haus führten
Mirta und Niklas die Fernsehdirektorin durch das
Sahlenweidli. «Im Fernsehen sieht das alles
so schön gemütlich aus», bemerkte
diese. In Wirklichkeit ist im Gotthelf-Haus jedoch
alles ein bisschen kleiner und dunkler. Nach dem
Rundgang im Erdgeschoss zeigte Niklas dem Besuch
das Schlafzimmer im ersten Stock. Die Fernsehdirektorin
musste den Kopf einziehen - die Leute waren vor
150 Jahren halt noch bedeutend kleiner.
«Möchtsch Tee oder Wasser? », fragte
Niklas Ingrid Deltenre nach der Führung durchs
Haus. Diese entschied sich für den Lindenblütentee
und nahm auf der Bank vor dem Haus Platz. «Ich
möchte euch aber nichts wegtrinken! »,
entschuldigte sie sich. Getränke sind im Sahlenweidli
jedoch genügend vorhanden und Familie Zuppiger
konnte grosszügig sein.
Nach gut einer halben Stunde verabschiedete sich
der Besuch aus Zürich wieder und machte sich
auf den Rückweg in die Zivilisation. Ausser
Hörweite der Familie meinte Ingrid Deltenre:
«Jetzt habe ich Lust auf ein kühles Eis.
» Die Zuppigers waren wieder allein und arbeiteten
weiter. |
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Donnerstag,
29. Juli 2004: Brot und Spiel(e) |
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Nachtruhestörer
brachten die Zuppigers heute um den Schlaf. Ab sofort
sorgt nachts ein Hundeführer für Ruhe
und Ordnung im Sahlenweidli.
Beim Morgenessen wurde klar: Allmählich geht
das Brot zur Neige, bald müssen es die Zuppigers
selber backen. Unausgeschlafen, aber voller Tatendrang
machte sich die Familie heute morgen mit 17 Kilogramm
Dinkel auf den Weg zur Mühle Stettler hinunter
nach Eggiwil, wo das Getreide zu Mehl weiterverarbeitet
werden sollte. In gerade mal 15 Minuten statt der
eingeplanten Stunde Marschzeit erreichten die Zuppigers
die Mühle. Dort standen sie erstmals seit ihrem
Einzug auf dem Hof Sahlenweidli auch den Medienleuten
Red und Antwort. Mit dem gemahlenen Dinkel begab
sich die Familie auf den Heimweg. Nach 25 Minuten
Marschzeit und einigen von den Kindern dargebotenen
Liedern - wobei sich insbesondere Niklas als Gesangstalent
hervortat - erreichten die Zuppigers den Gotthelf-Hof.
Am Nachmittag blieb neben den Arbeiten im Stall
und in der Umgebung auch noch etwas Zeit für
ein paar Runden «Tschau Sepp». Ganz
nach der Devise «Brot und Spiele» wandten
sich die Zuppigers nach dem Vergnügen wieder
ihrem bäuerlichen Alltag als Selbstversorger
zu. Bald kann der tags zuvor angesetzte Sauerteig
mit dem Dinkelmehl vermengt und endlich eigenes
Brot gebacken werden. Wird das Dinkelbrot gelingen?
Oder muss der Sauerteig neu angesetzt werden?
Mehr dazu am Freitag um 19.00 Uhr in der Sendung
«Schweiz aktuell» auf SF1. |
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Mittwoch,
28. Juli 2004: Alles in Butter? |
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Harley hält seine
Besitzer weiter auf Trab. Auch heute morgen nahm
der Hund der Zuppigers reissaus und erkundete die
Nachbarschaft. Nun ist auch klar, weshalb Aninas
Liebling immer öfter das Sahlenweidli verlässt.
Auf dem Hof eines benachbarten Bauern hat Harley
eine Freundin gefunden.
Josef und die Kinder machten sich am Vormittag daran,
einen Tisch für die Laube zu bauen. Selbst
ein diplomierter Schreinermeister ist vor Unheil
nicht gefeit; Josef schnitt sich bei den Sägearbeiten
in die Hand. Mirta verarztete die Wunde mit Kräutern
aus dem nahen Wald. Josef liess sich durch den kleinen
Zwischenfall allerdings nicht in seiner Schaffenskraft
bremsen und stellte den Tisch bis zum Znacht fertig.
Diese Arbeit war ihm doch wesentlich lieber, als
den Rahm zu Butter zu schlagen. Nach zwei Stunden
rühren hatten die Zuppigers ihre erste selbst
hergestellte Butter. Der Brotaufstrich für
den nächsten Tag scheint jedenfalls gesichert,
sehr zur Freude der Familie. Weniger Begeisterung
zeigte Josef Zuppiger, als er von Moderatorin Kathrin
Winzenried einen 25 Kilogramm schweren Getreidesack
bekam. Dieses Getreide werden Zuppigers morgen in
der Mühle zu Mehl verarbeiten.
Erstmals wird die Gotthelf-Familie das Sahlenweidli
verlassen. Wie wird sie den einstündigen Fussmarsch
mit dem 25 Kilogramm schweren Getreidesack überstehen?
Mehr dazu am Donnerstag um 19.00 Uhr in der Sendung
«Schweiz aktuell» auf SF1. |
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Dienstag,
27. Juli 2004: Kartoffeln und Schokolade... |
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Einen gut duftenden
Espresso aus der Maschine - das hätten sich
Josef und Mirta Zuppiger auch am zweiten Morgen
im Gotthelf-Haus gewünscht. Doch das Rösten
der Bohnen ist nicht einfach und so war der Kaffee
heute zwar besser als am ersten Morgen - von einem
Genussmittel kann aber nach wie vor keine Rede sein.
Der Dreh ist noch nicht raus und es muss weiter
geübt und probiert werden.
Während es beim Kaffee am Geschmack mangelt,
stimmt bei der Milch die Menge nicht. Man könnte
fast von einer Milchschwemme sprechen, die momentan
im Sahlenweidli herrscht. Die Kühe geben viel
mehr Milch als die fünfköpfige Familie
und die Schweine im Stall trinken könnten.
Ab morgen soll deshalb Frischkäse oder Butter
hergestellt werden. Doch schon lauert das nächste
Problem: wegen der vielen überflüssigen
Milch mangelt es an leeren Gefässen im Gotthelf-Haus.
Es bleibt abzuwarten wie Josef, Mirta, Anina, Quirin
und Niklas dieses milchige Problem lösen werden…
Was die Getränke anbelangt, lief am zweiten
Tag im Sahlenweidli bei Weitem noch nicht alles
glatt. Und auch mit dem Essen ist Familien Zuppiger
nicht wirklich glücklich. Nachdem es gestern
«Gschwelti» und Salat gab, standen heute
Mittag Bratkartoffeln und Salat auf dem Tisch. Quirin,
der hauptsächlich auf Süsses steht und
kein Gemüse isst, hatte nach zwei Bissen genug.
Doch auch die anderen Familienmitglieder haben die
«Härdöpfel» satt - und das
schon am zweiten Tag! Trotzdem stehen morgen voraussichtlich
wieder Kartoffeln auf dem Menüplan: dieses
Mal in Form einer Rösti - immerhin mit Speck.
Wegen dem Kartoffel-Koller hat Josef heute angekündigt,
den Kochlöffel in Zukunft öfters selbst
in die Hand zu nehmen und abwechslungsreicher zu
kochen.
Den Reis in der Vorratskammer hat Familie Zuppiger
bisher übrigens trotzdem nicht angerührt
und auch Speck und Brot sind nach wie vor genügend
vorhanden. Weil das Brot jedoch langsam hart und
trocken wird, gab es heute zum Abendessen «Fotzelschnitte»
- eine erste kreative Idee, die auf viele Weitere
hoffen lässt.
Nach dem Znacht gabs überraschend prominenten
Besuch: Schauspielerin Linda Geiser - bekannt aus
«Ueli der Knecht», «Anne Bäbi
Jowäger», «Die Kummerbuben»
sowie als Johanna Blanc der Schokoladen-Dynastie
«Lüthi und Blanc» - besuchte die
Familie Zuppiger. Genau vor 50 Jahren stand Linda
Geiser unter der Regie von Franz Schnyder in Eggiwil
und Röthenbach für den ersten Ueli-Film
vor der Kamera. Zusammen mit so bekannten Darstellern
wie Stephanie Glaser, Heinrich Gretler, Emil Hegetschweiler,
Erwin Kohlund, Liselotte Pulver, Alfred Rasser und
Hannes Schmidhauser verfilmte sie den Gotthelf-Klassiker.
Fünf Jahrzehnte später kehrte die heute
grösstenteils in New York lebende Schauspielerin
erstmals wieder in die Region des Ueli-Drehs zurück.
Beeindruckt vom neuen Leben der Zuppigers meinte
Linda Geiser nach ihrem Besuch: «Mir hats
sehr gut gefallen im Sahlenweidli. Ich fühlte
mich in meine Kindheit zurückversetzt. Mein
'Grossätti' hat damals auch so gewohnt.»
Und dann gabs zum Abschied noch ein ganz besonderes
Geschenk: Niklas pflückte für sie einen
wunderschönen Blumenstrauss. Früh übt
sich, wer ein richtiger Gentleman werden will... |
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Montag,
26. Juli 2004: Die Ausreisser |
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Ein «tierischer»
Tag für die Familie Zuppiger: Nach einer kurzen
Nacht hiess es in aller Herrgottsfrühe aufstehen.
Um 6 Uhr mussten im Stall die Kühe gemolken
und mit frisch gemähtem Gras versorgt werden.
Erst als auch die Wollschweine versorgt waren, setzten
sich Zuppigers an den Zmorgetisch. Statt Kaffee
gabs Lindenblütentee, der ausnahmsweise auch
Kaffeeliebhaber Josef schmeckte. Die Kaffeebohnen
rösteten derweil über dem Feuer - unter
den wachsamen Augen von Anina. Der aus den gerösteten
Bohnen zubereitete Kaffee wollte allerdings den
Zuppigers nicht so recht munden, was aber keineswegs
an Anina lag. Vor 150 Jahren schmeckte der Kaffee
halt anders als die heute angebotenen Mischungen.
Wie bereits am Vortag forderten die Wollschweine
das Laufvermögen und die Geschicklichkeit der
Zuppigers. Auf dem Rückweg vom Weidegehege
in den Stall nahmen die drei Mastschweine reissaus.
Friedlich auf dem Miststock suhlend, konnten sie
kurz darauf von Mirta und Josef wieder eingefangen
werden.
Frisch gestärkt - zum Zmittag gab es Gschwellti
und Salat - legte die ganze Familie beim Bau des
Weidezaunes für die Hinterwälder Rinder
Hand an. Vater Josef setzte mit Niklas die Pfähle,
Mutter Mirta schleppte die Holzläden herbei
und Quirin und Anina nagelten die Bretter an die
versenkten Holzpfähle.
Einem Mitglied der Familie Zuppiger war allerdings
ganz und gar nicht nach Arbeit zumute. Statt auf
der Weide über die Familie zu wachen, folgte
Hund Harley seinem Entdeckerdrang. Am frühen
Nachmittag machte er einen kleinen Abstecher in
die unmittelbare Nachbarschaft, etwas später
setzte er seine Erkundungstour auch in der weiteren
Umgebung fort. Am Abend traf dann der Hund von Zuppigers
- spürbar beschämt, aber um eine Horizonterweiterung
reicher - wohlbehalten im Sahlenweidli ein. Sehr
zur Freude der Kinder, die ihren vierbeinigen Freund
vermisst hatten. Waren es die schönen hügeligen
Weiten des Emmentals, die Harley in die Ferne lockten?
Heimweh? Oder gar eine neue vierbeinige Bekanntschaft?
Mehr dazu am Dienstag um 19.00 Uhr in der Sendung
«Schweiz aktuell» auf SF1. |
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Sonntag,
25. Juli 2004: Ankunft |
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Es war kurz nach 18
Uhr als Familie Zuppiger mit ihrem Auto auf dem
Hof Sahlenweidli eintraf. Vater Josef, Mutter Mirta
und die Kinder Anina, Quirin und Niklas nahmen im
Gefolge von Hund Harley ihr neues Zuhause in Augenschein.
Seit dem Casting hat sich hier im Sahlenweidli einiges
getan: Die elektrischen Einrichtungen wurden aus
den Räumen entfernt, der Holzofen durch ein
kochtaugliches Modell ersetzt und das Mobiliar ganz
auf das 19. Jahrhundert abgestimmt.
Im Gehege neben dem Stall weidete Wollschwein Linda
zusammen mit ihren sechs Jungen. Josef musste sogleich
seine bäuerlichen Fähigkeiten unter Beweis
stellen, und im Dinkelfeld ein entlaufenes Jungtier
einfangen. Wohl nicht das letzte Mal für die
nächsten drei Wochen...
Dann hiess es für Zuppigers Abschied nehmen
vom modernen Alltag: Josef rauchte seine letzte
Zigarette, Niklas - der jüngste Spross der
Zuppigers - blätterte noch einmal einen Asterix-Band
durch. Mirta, Quirin und Anina entledigten sich
ihrer Schuhe. Und dann konnte die Zeitreise beginnen.
Familie Zuppiger tauschte ihre Kleidung gegen gotthelfkonforme
Hosen, Röcke und Hemden.
Wie haben Zuppigers ihre erste Nacht in ihrem neuen
Zuhause verbracht? Wer musste am Morgen früh
auftstehen, um die Kühe zu melken? Zu sehen
am Montag um 19.00 Uhr in der Sendung «Schweiz
aktuell» auf SF1. |
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